Wer gründet, braucht Pläne, eine gesunde Basis und am besten ein Netz mit doppeltem Boden

Angestellte Ärzte überlegen heute zweimal mehr, ob sie den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Erschienen in "Heilberufe-Beratung direkt digital" Nr. 2/2014

13.02.2014 Fachartikel

Seit Jahren befindet sich der Gesundheitsmarkt in Deutschland in einem dynamischen Veränderungsprozess. Patientenbedürfnisse, Gesundheitspolitik, Standespolitik, Vergütungssystem sowie private Nachfrage von Leistungen
wandeln sich permanent. Die Branche gilt als stabiler Wachstumsmotor. Für Ärzte und Zahnärzte, Medizinische Versorgungszentren und Kliniken eröffnen sich mehr und mehr Möglichkeiten der beruflichen Koopera­tion und damit beruflicher Selbständigkeit. Das Gesundheitswesen ist ein vielfältiger, allerdings auch komplexer Markt.

Wer heute gründet, braucht deutlich mehr als das „Schema F“. So ist der Finanzierungsplan für die erfolgreiche Praxisgründung zwar essenziell, jedoch allein längst nicht mehr ausreichend. Es gibt weitaus mehr Faktoren, die beachtet werden müssen, um den Erfolg und das Gelingen einer Gründung richtig zu beurteilen. Beratung tut not. So eröffnet sich einem Gründungswilligen gleich eine ganze Reihe an Möglichkeiten spezialisierter Gründungsberatungen. Viele davon werden zu kleinen Preisen oder gar pro bono angeboten und Gründer sind begeistert. Sicher, denn das Budget ist meist knapp.

Aber Vorsicht ist angeraten. Kostenfreie oder sehr kostengünstige Angebote können es in sich haben, denn umsonst gibt es bekanntlich nur wenig im Leben. Gründungswillige sollten deshalb genau prüfen, ob in der Beratung ihre Interessen tatsächlich im Vordergrund stehen. Angebotene Zusatzprodukte oder unglückliche Interessenverquickungen wirken ungünstig auf das Projekt Gründung ein. Entscheidende oder schlichtweg zu wenige Faktoren werden nicht ausreichend berücksichtigt.

Eine Praxisgründung muss nach allen Seiten abgesichert werden. Denn in der Regel gründet man nur einmal im Leben und auch die Altersvorsorge muss mit geplant werden. Es gilt also, die vorhandenen Risiken richtig einzuschätzen und passende Maßnahmen zur Umsetzung der Gründungspläne zu ergreifen.

Folgende Fragen sollten vor einer Gründung unbedingt gestellt werden:

  •  Was hat der Gründer vorher gemacht?
  •  Was spricht dafür, dass der Gründer Erfolg haben wird?
  •  Welche Stärken und Schwächen gibt es?
  •  Welche Chancen und Risiken gibt es?
  •  Wie kann entsprechend darauf reagiert werden?

In der Planungsphase einer Gründung muss sich der Gründer mit einer Vielzahl an Aufgaben auseinandersetzen. Neben Ausrichtung, Entwicklung, Steuerung und Sicherung des Unternehmens „Praxis“, müssen u. a. Fragen nach Standort, Markt- und Wettbewerbssituation, Leistungsspektrum, Aufbau des Patientenstamms sowie zu geplanten Investitionen und zur Finanzierung geklärt werden.
In der Vorphase einer Gründung sollte zunächst mithilfe einer Machbarkeitsstudie ohne größere Kosten die Durchführbarkeit der Geschäftsidee überprüft werden. Erst wenn diese positiv ausfällt, erfolgt der zweite Schritt: das Gründungskonzept, bzw. der Businessplan.

Die Machbarkeitsstudie sollte u.a. folgende Punkte überprüfen:

  • die Gestaltung der Rechtsform
  • die Frage nach der Zulassungsberechtigung
  • die Eignung des Standortes
  • das Leistungsprogramm und die Wertschöpfung
  • die Frage nach behördlichen Auflagen
  • Förderer und Gegner des Vorhabens
  • die wichtigsten Kundengruppen
  • das Wettbewerbsumfeld
  • erste Risikoeinschätzung der Geschäftsidee
  • Plausibilität und Suffizienz von Einnahmen, Erträgen und Liquidität

Fazit
Eine Praxisgründung, egal ob es sich dabei um eine Übernahme, eine Neugründung oder den Zusammenschluss einer neuen Kooperation handelt, birgt große Risiken, aber auch enormes Potenzial. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt und Erfolg hat, gewinnt wirtschaftliche Unabhängigkeit, mehr Freiheit und Zeit für das Wesentliche.