Wie Führung gelingt, wenn Praxen wachsen

Ein Beispiel aus unserer Praxisberatung: Führungskräftetraining mit Kock + Voeste

09.09.2020 Fallbeispiele

Mit einem schweren Seufzer lässt sich Dr. Lennart K. am Schreibtisch seines Praxispartners nieder. Es ist Freitagnachmittag. Die Woche steckt dem Münsteraner Zahnarzt in den Gliedern. Und nun noch der wöchentliche Jour fixe: die Geschäftsführersitzung. Bei inzwischen vier Standorten und über 100 Mitarbeitern sind Management- und Personalaufgaben auch zu zweit kaum noch zu bewältigen. Ist es möglich, Leitungsaufgaben abzugeben und trotzdem die Fäden der Führung zusammenzuhalten?

Fallbeispiel aus der Praxis [Name v. d. Redaktion geändert]

Seit neun Jahren sind Dr. Lennart K. und sein Praxispartner ein eingeschworenes Führungsduo. Ihre erste Zahnarztpraxis im malerischen Münsterland entwickelte sich sehr erfolgreich, sodass die beiden Inhaber drei weitere Standorte in der Region eröffnen konnten und ein Zahnmedizinisches Versorgungszentrum (ZMVZ) gründeten.

Mit der Führung und Steuerung ihres ZMVZ waren  Dr. Lennart K. und sein Mitstreiter bald jedoch so ausgelastet, dass die Geschäftsführerrolle dem Behandler den Rang ablief. Wie konnte es gelingen, weiterhin als Zahnarzt tätig und gleichzeitig ein erfolgreicher Unternehmensführer zu sein?

Ihr wichtigstes Führungsinstrument: Delegation

Aufgabenteilung und die Übertragung von Verantwortlichkeiten helfen, persönliche Ressourcen gezielter einzusetzen.
Die ZMVZ-Inhaber entschieden deshalb, eine zweite Führungsebene einzuziehen, angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte in ihren vier Filialen als neue Standortleitungen zu etablieren und Führungsaufgaben zu delegieren.

So delegieren Sie wirkungsvoll:

  • Überlegen Sie sich, was überhaupt alles zu tun ist.
  • Bestimmen Sie die einzelnen Teilaufgaben.
  • Legen Sie das angestrebte Ergebnis fest.
  • Überlegen Sie sich, welche Abweichungen vom Soll in Kauf genommen werden können.
  • Überlegen Sie sich, welche Schwierigkeiten zu erwarten sind.
  • Delegieren Sie möglichst ganzheitliche Aufgaben.
  • Geben Sie einen klaren Auftrag.
  • Räumen Sie Ihren Mitarbeitern Spielräume bei der Ausführung des Auftrags ein.
  • Stellen Sie die notwendigen Befugnisse und Kompetenzen zur Verfügung.

Ein konsistentes Führungsbild stärkt das Vertrauen

Gute Führung erfordert besondere Fähigkeiten und Methoden im Umgang mit dem Praxispersonal. Nicht jedem Arzt oder Zahnarzt sind jedoch Führungskompetenzen von vornherein inne. Die gute Nachricht ist: Führung kann man lernen.

Um ein gerahmtes Führungsbild an allen vier Standorten zu implementieren, die zukünftigen Leiter*innen zu befähigen und für ihre neue Führungsrolle zu motivieren, beauftragten Dr. Lennart K. und sein Praxispartner Kock + Voeste mit einem Führungskräftetraining.

In fünf Workshop-Modulen und zusätzlichen Supervisions-Terminen lernten die neuen Standortleiter*innen, wie die Führungskultur der Gründer in ihre Filialen übertragen und Personalaufgaben souverän gemeistert werden können.

Kooperative und situative Führung fördern die Mitarbeiterbindung

Eine wichtige Erkenntnis gab es für die Workshop-Teilnehmer*innen gleich zu Beginn: Den perfekten Führungsstil gibt es nicht – wohl aber den passenden.

Die situative und kooperative Führung berücksichtigen vor allem die emotionalen und sozialen Aspekte der Zusammenarbeit. Praxismitarbeiter*innen werden hierbei als Partner und nicht als Untergebene verstanden. Empathie, Respekt und Wertschätzung sind wichtige Hebel, um eine gute Führungskraft zu sein.

Gespräche haben eine zentrale Bedeutung

Mitarbeitergespräche, die Teil einer gelebten Praxiskultur sind und wirkungsvoll umgesetzt werden, zählen zu den effektivsten Motivations- und Entwicklungsinstrumenten in Unternehmen. Die gekonnte Gesprächsführung ist daher ein zentraler Baustein im Kock + Voeste-Führungskräftetraining.

In Rollenspielen und Gruppenaufgaben erlernten die frischen Führungskräfte der MVZ-Filialen, welche Wirkung Gespräche entfalten können, wenn Techniken gezielt eingesetzt und Dialoge gekonnte gesteuert werden.

Das Kritikgespräch gehört zu den besonderen Herausforderungen von Personalleiter*innen. Ein Fahrplan kann helfen, eine offene und konstruktive Gesprächsatmosphäre zu schaffen.

7 Schritte für ein zielführendes Kritikgespräch

  1. Kurzer, positiver Gesprächseinstieg
    „Ich freue mich, dass wir uns kurz sprechen können.“
  2. Negativen Umstand neutral ansprechen
    „Dies ... (Umstand schildern) entspricht nicht dem, was wir miteinander vereinbart haben.“
  3. Bewertung erfragen
    „Wie bewerten Sie Ihr Verhalten?“
  4. Selbstbewertung abwarten
    Der Mitarbeitende wird zugeben müssen, dass sein Verhalten nicht angemessen war und sein mangelhaftes Verhalten die Zielerreichung gefährdet.
  5. Anerkennung aussprechen
    „Okay, es freut mich, dass Sie .... auch so sehen.“
  6. Konkrete Zielsetzung vereinbaren
    „Was werden Sie tun, damit die Sache in Ordnung kommt?“
  7. Schriftliche Gesprächsnotiz erstellen
    ...vom Mitarbeiteitenden quittieren lassen und in die Personalakte geben.

Stärkung für Führungskräfte in der Arzt- und Zahnarztpraxis

Eine systematische und fachlich fundierte Mitarbeiterführung und Prozesssteuerung ist grundlegend, um im Praxisalltag wettbewerbsfähig und erfolgreich zu sein. Durch „Learning by Doing“ können zwar viele Situationen erfolgreich gemeistert werden, jedoch gibt es immer wieder Führungsaufgaben, denen mit mehr als nur Erfahrung begegnet werden muss: Ganzheitliches und praxisnahes Wissen bildet die Grundlage für reflektiertes und integriertes Führen.

In unserer Fortbildungsreihe gewinnen ärztliche und zahnärztliche Führungskräfte Prozesssicherheit in der Personalführung. Sie entwickeln ein passendes Führungsselbstbild und lernen, zu entscheiden, wann und wo sie direktiv oder nondirektiv ihre Mitarbeiter*innen coachen und begleiten.

Alle Informationen zu unserem Führungskräftetraining, finden Sie hier.