Krisen meistern - Vom Umgang mit Praxisschieflagen - II

Erschienen in "Sanierung Freiberufler und wirtschaftlich Selbständige", Finanz Colloquium Heidelberg, 15.11.2012

02.07.2013 Fachartikel

(Auszug)
Welche Möglichkeiten zur autonomen Verbesserung haben Praxisinhaber?
Erfahrungsgemäß gibt es immer wieder, wenn auch in geringem Umfang, „stille Reserven“, die ein niedergelassener Arzt auflösen und einbringen könnte. So besteht ggf. die Möglichkeit, nicht abgetretene Wertpapiere, Versicherungs- oder Bankguthaben einzubringen. Manchmal gibt es Immobilienbesitz, der nicht selbst genutzt wird. Die Kreditnehmer gehören vielleicht einer Erbengemeinschaft an, die eine Auszahlung vornehmen könnte. Im Besitz befinden sich Wertgegenstände wie Kunst, Kraftfahrzeuge, Antiquitäten o. a. m., das deren Verkauf Liquidität schaffen könnte. Meist tun sich die notleidenden Freiberufler jedoch schwer, diese Reserven einzubringen, sei es, weil man unter Wert verkauften müsste oder weil man einen Imageverlust vermutet, den es zu vermeiden gilt.
Auch der Verkauf des nicht betriebsnotwendigen Vermögens kann zur Liquiditätsquelle werden. Auch hier kommt es naturgemäß zu Wertabschlägen, die der Schuldner „verkraften“ muss. Typische Beispiele lesen sich wie folgt: Praxis-Pkw, Medizintechnik, die nicht wirklich Umsätze generiert, Inventar, dass keinen wirklichen Mehrwert leistet. Natürlich ist darauf zu achten, dass die Veräußerung die Praxisfortführung nicht nachhaltig beeinträchtigt.
Der Abbau von Vorräten und Warenbeständen kann liquiditätsfördernd sein, ist in Arztpraxen aber eher zu vernachlässigen (vielleicht ca. 3 bis 8 % des Gesamtinventarwertes). Dennoch kann es vorkommen, dass Praxen einen hohen Materialbestand haben, weil sie günstige Konditionen erhielten, weil der Einkaufsprozess suboptimal organisiert ist, weil man lieber mehr als zu wenig hat usw. usf.
Regelmäßig ist es hilfreich, dass Forderungen abgebaut werden und der Zahlungsverkehr optimiert wird. Einerseits kann der Zahlungseingang durch privatärztliche Verrechnungsstellen, andererseits durch straffe Rechnungslegung signifikant verkürzt werden, mit allen sich daran anschließenden Vorteilen. Hier schlummern oft unerwartete Potenziale. Es ist zu empfehlen, dass die Rechnungslegung nicht quartalsweise, sondern behandlungsnah erfolgt und entsprechend nachgehalten wird. In diesem Zusammenhang hat es sich als sinnvoll und förderlich erwiesen, dass Praxen zu solchen Instrumenten greifen wie Straffung des Mahnwesens, Verkürzung der Zahlungsziele und Beschleunigung der Rechnungsstellung  – all das unterstützt durch einen adäquaten Einsatz von EDV-Programmen...

Weitere Kapitel:

  • Welche Möglichkeiten zur heteronomen Verbesserung haben Praxisinhaber?
  • Die heteronome Sanierung mit Unterstützung der Gläubiger
  • Was können Banken tun, um Praxisinhaber in einer Schieflage zu unterstützen?
  • Das Finanzamt in der Krise
  • Was braucht es noch, um eine gelungene Sanierung bzw. eine zielführende Konsolidierung zu organisieren?
  • Wie könnte ein Fazit aussehen?

Auszug aus "Krisen meistern – Vom Umgang mit Praxisschieflagen" von Stephan Kock, Geschäftsführer der Kock + Voeste Existenzsicherung für Heilberufe GmbH, Berlin