Gestern, heute, morgen – Veränderungen aktiv planen

27.03.2019 Fachartikel

Die Voraussetzungen und Bedingungen im Gesundheitswesen unterliegen einem permanenten Wandel und auch der demografische Wandel hat viele Gesichter. So begegnen Medizinerinnen und Mediziner heute anderen Herausforderungen als noch vor wenigen Jahren. Der dynamisch wachsende Gesundheitsbereich bietet viele neue Chancen - aber auch Risiken. Umso wichtiger ist es, sich schon heute mit den Entwicklungen von morgen und übermorgen aktiv auseinanderzusetzen – nur so gelingt die solide Planung einer sicheren und erfolgreichen Zukunft.

Patientinnen und Patienten werden älter – Ärztinnen und Ärzte auch
Wie in vielen Industriegesellschaften wird auch die Bevölkerung in Deutschland älter. Im Vergleich mit allen anderen EU-Staaten hat Deutschland die älteste Bevölkerung, weltweit betrachtet die zweitälteste nach Japan. Mit dem Älterwerden der Bevölkerung wächst auch die Nachfrage nach medizinischen Leistungen.

Aber nicht nur die Patientinnen und Patienten werden älter, sondern auch die Ärztinnen und Ärzte. Umfragen zufolge planen 23 Prozent der Niedergelassenen, ihre Praxis bis zum Jahr 2030 aufzugeben. Als Konsequenz wird ein Ärztemangel prognostiziert: In Zukunft werden mehr Ärztinnen und Ärzte gebraucht - aber immer weniger Jungmedizinerinnen und Jungmediziner folgen nach.


Entwicklung der Ärztezahlen
Laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) hat sich die Zahl der bei den Landesärz-tekammern gemeldeten Medizinerinnen und Medizinern im letzten Jahr auf rund 360.000 erhöht. Dieser Anstieg von 2,2 Prozent wird jedoch insgesamt als zu gering bewertet, um dem wachsenden Bedarf weiterhin und auch flächendeckend gerecht zu werden.

Neben dem leichten Anstieg der gemeldeten Ärztinnen und Ärzten sind weitere Entwicklungen in den vergangenen Jahren sichtbar: Der Frauenanteil ist signifikant von 1991 mit 33,6 Prozent auf aktuell 45,5 Prozent gestiegen - ein Zuwachs um insgesamt 35,6 Prozent.

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der Zahl teilzeitarbeitender Medizinerinnen und Mediziner. Den Daten des Statistischen Bundesamts zufolge stieg zwischen dem Jahr 2001 und dem Jahr 2011 die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit von 31.000 auf 54.000. Ebenfalls weiterhin erhöht hat sich der Anteil an Ärztinnen und Ärzten, die ihre ärztliche Tätigkeit überhaupt nicht ausüben.

Ein Trend der letzten Jahre: Junge Ärztinnen und Ärzte bevorzugen eine Festanstellung ge-genüber eigener Niederlassung. Wer dennoch eine Praxis übernimmt oder eine eigene eröffnet, tut dies vor allem in Ballungsräumen und großen Städten. Die Versorgung in ländlichen Regionen hingegen wird durch diese Entwicklung zusätzlich erschwert.
Niederlassung - eine Frage der Generation?

Um diese Entwicklungen besser zu verstehen, werden gern Untersuchungen zur sogenannten Generation „Y“ zitiert. Junge Ärztinnen und Ärzte dieser Generation „Y“ haben demnach andere Wertvorstellungen als vorangegangene. Sie erwarten, bestens ausgebildet, neben einer gut bezahlten und sinnvollen Tätigkeit vor allem eine ausgewogene Work-Life-Balance. Damit werden feste Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmodelle attraktiver, Anstellung und Teilzeit gehen vor hoher Einbindung und Verantwortlichkeit einer eigenen Praxis. Mehr und mehr an Bedeutung gewinnt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – das gilt im medizinischen genauso wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Um Kinder und Angehörige auch in Zukunft angemessen betreuen zu können, bedarf es vielerorts Veränderungen.


Mehr Flexibilität durch Kooperationen?
Inzwischen hat auch der Gesetzgeber auf die geänderten Anforderungen seitens der Ärztinnen und Ärzte reagiert: So bestehen heute weit mehr und sehr viel differenziertere Kooperationsmöglichkeiten als noch vor wenigen Jahren. Auf diese Weise sollen die Entwicklung flexiblerer Arbeitszeitmodelle verstärkt gefördert und bessere Möglichkeiten geschaf-fen werden, um Risiken zu minimieren. Denn: Gemeinsame Investitionen versprechen für den Einzelnen geringere finanzielle Risiken und geteilte Belastungen.

So zeigt sich vor allem in Ballungszentren, dass die Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) als Form der Niederlassung immer beliebter wird. Insbesondere junge Zahnärzte entscheiden sich inzwischen immer häufiger für die Gründung einer BAG.


Praxisabgabe braucht Planung
Wenn Sie vorhaben, Ihre Praxis in den nächsten Jahren zu übergeben, sollten Sie sich schon jetzt mit der konkreten Planung auseinandersetzen. Den veränderten Erwartungen junger Ärztinnen und Ärzte einerseits, wie auch den veränderten Erwartungen der Patientinnen und Patienten andererseits, muss deutlich mehr Rechnung getragen werden.

Die gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen, dass es in Zukunft eher schwieriger wird, eine passende Besetzung für eine Praxisnachfolge zu finden. Umso wichtiger ist es, sich möglichst frühzeitig diesem Thema zu stellen. Investitionen müssen noch sorgfältiger geplant werden, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Es lohnt sich, schon heute zu überlegen, mit welchen Investitionen Ihre Praxis für eine potenzielle Nachfolge an Mehrwert gegenüber anderen gewinnen könnte.
Häufig bietet die Bildung einer Übergabe-Gemeinschaft viele Vorteile, beispielsweise schon allein in Bezug auf den Patientenkontakt und entsprechenden Datenschutz.
Leider aber entstehen in einer solchen Konstellation Konflikte, die am Ende von den Betei-ligten selbst nicht zu lösen sind. Eine Partnerschaft zerbricht und die Praxisübergabe scheitert.
Es kann hilfreich sein, den Prozess von einem neutralen Coach und Mediator begleiten zu lassen. Diese Investition bietet für beide Seiten einen deutlichen Mehrwert: Absicherung des komplexen Prozesses Praxisübergabe.


Praxisübernahme bzw. Praxisgründung braucht Planung
Niederlassungswillige auf der anderen Seite werden in Zukunft eine deutlich größere Auswahl vorfinden. Beste Chancen also für junge Ärztinnen und Ärzte, ihre ganz persönliche Traum-Praxis Realität werden zu lassen. Damit die Existenzgründung am Ende erfolgreich ist, sind wie bei einer Praxisabgabe Vorausschau und gezielte Planung vonnöten. Grundsätzlich sollten sich Gründungswillige zunächst mit ihren individuellen Stärken, persönlichen Werten und Kompetenzen auseinandersetzen, um auch die für sie passenden Entscheidungen treffen zu können. Detaillierte Kenntnis über relevante Rahmenbedingungen, beispielsweise in finanzieller oder familiärer Hinsicht, ist wichtig, um den individuellen Handlungsspielraum exakt abzustecken. Wer sein Ziel kennt und genau weiß, wo er steht, dem fällt es leicht, den richtigen Weg einzuschlagen.

Wenn Sie eine Neugründung oder die Übernahme einer bestehenden Praxis planen, sollten Sie unbedingt eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Mit einer soliden Machbarkeitsstudie werden alle Bedingungen, wie Standortvoraussetzungen, Praxisausstattung, Patientenstamm etc. überprüft. Gründungswillige erhalten eine belastbare Entscheidungsgrundlage und einen konkreten Plan ihres Gründungsprojekts. Diese Investition lohnt sich – Wer erst einmal beispielsweise in den falschen Standort investiert hat, muss sehr viel mehr aufwenden, um hinterher wieder in sichere Bahnen zu gelangen.

Fazit
Medizinerinnen und Medizinern finden im wachsenden Markt Gesundheit heute andere Bedingungen vor als noch vor wenigen Jahren. Damit Chancen optimal genutzt und unnötige Risiken vermieden werden können, sollten Sie sich möglichst frühzeitig mit den sich verändernden Anforderungen auseinanderzusetzen und Experten zu Rate ziehen.