Anerkennung ist mehr wert als Geld
Wie wollen Unternehmen heute Umsätze steigern? Wie sichern sie die Zukunft trotz massiver Strukturveränderungen und wachsendem Fachkräftemangel? Das Thema der Zukunft für viele Chefs lautet: Mitarbeiterführung. Erschienen in "Heilberufe-Beratung direkt digital" NR. 1/2014
Im Gesundheitswesen sehen sich viele Unternehmen zunehmend unter Druck: steigende Kosten, wachsende Konkurrenz, anspruchsvolle Patienten und Mangel an Fachkräften. Seit Jahren bringen strukturbedingte Reformprozesse neben einer Vielzahl neuer Regelungen einen massiven Zuwachs an möglichen Kooperationsformen mit sich.
Der Gesundheitsmarkt boomt, die Konkurrenz wächst und gutes Personal wird täglich knapper. Die Verantwortlichen, die Inhaber oder Chefs von Praxen, MVZen oder Kliniken, müssen die politischen und wirtschaftlichen Vorgaben der verschiedenen Akteure ausbalancieren und den Bedürfnissen von Patienten gerecht werden. Nicht immer leicht, denn nur wenn das Zusammenspiel am Ende reibungslos funktioniert, ist die optimale Behandlung von Patienten gewährleistet.
All das geht aber nur mit entsprechendem Personal und das ist knapp. Deshalb kämpfen so viele Praxen, MVZen und Krankenhäuser um passende Mitarbeiter.
Das ist schwierig, denn die Arbeit im Gesundheitswesen gilt als physisch und psychisch anspruchsvoll. Häufig sind die Arbeitszeiten herausfordernd und die Gehälter, Entwicklungschancen und die soziale Anerkennung eher gering. Passendes Personal ist Mangelware.
Arbeitgeber unter Druck
Was kann ein Arbeitgeber tun, um gute Arbeitnehmer zu gewinnen und zu halten? Mehr Geld als die Konkurrenz zu bieten ist denkbar, aber für viele Unternehmen ist das angesichts steigenden Kostendrucks oft nicht darstellbar. Dazu kommen wachsende Anforderungen und die damit einhergehende Verdichtung unserer modernen Arbeitswelt. Vielerorts wird geklagt: zu viel Stress und zu wenig Ruhezeiten.
Steigende Krankheitszahlen sind die Folge, mit enormen Auswirkungen für die Wirtschaft: Lag der von Experten bezifferte Schaden im Jahr 2011 noch bei 39 Milliarden, kletterte der geschätzte Verlust im Jahr 2012 bereits auf 46 Milliarden.
In der Realität sieht das so aus: Viele Unternehmen arbeiten mit dünner Personaldecke, oft bleiben Stellen sehr lange unbesetzt und der Druck auf den Einzelnen steigt stetig. Im Gesundheitswesen bedeutet das: Patienten können nicht optimal behandelt werden. Die Auswirkungen sind fatal.
Arbeitgeber müssen investieren
Wie können Arbeitgeber dieser komplexen Situation begegnen: Mitarbeiter gehen, Kosten steigen, der Druck wächst. Ist es hoffnungslos? Nein, das ist es nicht. Aber Arbeitgeber müssen dringend investieren. Um langfristig konkurrenzfähig am Markt zu bleiben, müssen Chefs ihre Mitarbeiter mehr in den Blickpunkt nehmen. Denn das wertvollste Kapital eines Unternehmens sind die Mitarbeiter.
Das gilt für das Gesundheitswesen vielleicht sogar noch mehr als für andere Branchen. Patientenzugewandte Freundlichkeit vom behandelnden Personal unterstützt den Heilungsprozess. Patienten, die sie sich gut aufgehoben fühlen, kommen gern wieder und empfehlen die Praxis, das MVZ oder Krankenhaus weiter.
Werden Arbeitnehmer befragt, was sie an ein Unternehmen bindet, so erhält man interessante Antworten: Laut einer von StepStone in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung HayGroup durchgeführten Studie stehen für Arbeitnehmer sog. „weiche“ Faktoren an erster Stelle, wenn es um Zufriedenheit im Job geht. Kündigungsgrund Nummer eins ist für die Mehrheit der Befragten ein schlechtes Arbeitsklima. Aspekte wie respektvoller Umgang und Fairness tragen mehr zur Zufriedenheit im Job bei als beispielsweise das Gehalt. Das liegt auf hinteren Plätzen.
Für Unternehmen bedeutet das: Mitarbeiter können vielleicht zunächst durch eine gute Bezahlung gewonnen werden, aber langfristige Bindungen werden auf diese Weise nicht erreicht. Auf Dauer macht Geld eben allein nicht glücklich.
Investition Betriebsklima: Glück am Arbeitsplatz
Wer Mitarbeiter langfristig binden und zu guten Leistungen motivieren will, muss also in ein gutes Betriebsklima investieren. Respekt und Anerkennung gelten als Schlüssel zum Erfolg. Aber genau daran scheint es oft zu mangeln. Denn Untersuchungen zufolge wird jeder dritte Arbeitnehmer nie gelobt. Anerkennung guter Leistung bleibe viel zu oft auf der Strecke, klagen die Arbeitnehmer.
Wer aber wenig Anerkennung im Job erfährt, zieht sich zurück und kündigt innerlich. Geringe Leistungsbereitschaft, häufige Erkrankungen und Verluste in Milliardenhöhe für die Wirtschaft sind die Folgen.
Die Devise „nicht gemeckert, ist genug gelobt“, scheint nicht auszureichen. Arbeitgeber müssen lernen, die Leistungen ihrer Mitarbeiter aktiv wertzuschätzen. „Lob“ und „Anerkennung“ heißen die passenden Zaubermittel. Denn: „Erfolgreiche Unternehmen erkennen die Leistungen der einzelnen Mitarbeiter an und geben ihnen das Gefühl, dass sie stolz auf das Geleistete und auf ihren Beitrag sein dürfen.“ (Stepstone-Studie 2012/2013 Glück am Arbeitsplatz).
Für manch einen klingt das nach einem weichen Personalthema, aber weit gefehlt. Im Gesundheitsbereich sind Fachkräftemangel und steigende Produktivitätsanforderungen schon heute zentrale Themen.
So wird gelobt – die goldenen Regeln
- Überbringen Sie das Lob immer persönlich, also nicht durch eine dritte Person.
- Loben Sie möglichst unter vier Augen. So vermeiden Sie etwaige Missstimmung unter den Kollegen. Zudem gibt es Menschen, denen ein öffentliches Lob vor anderen unangenehm ist. Sie empfinden einen steigenden Erwartungsdruck vor anstehenden Aufgaben.
- Loben Sie – aber loben Sie nicht zu oft.
- Lob darf keine Selbstverständlichkeit werden, es muss immer verdient sein.
- Lob muss ehrlich sein. Suchen Sie ernsthaft nach Anerkennenswertem. Falsches Lob beeinträchtigt ihre Glaubwürdigkeit.
- Seien Sie konkret in Ihrem Lob. Es muss ganz deutlich sein, was gefällt.
- Lob muss zeitnah erfolgen. Wird Lob erst nach Wochen ausgesprochen, ist der Vorgang schon „verjährt“.
- Lob darf nicht mit Kritik vermischt werden. Geschieht dies doch, wird Lob entwertet.
- Vermeiden Sie vergleichendes Lob. Loben Sie alle und nicht nur die offensichtlichen Leistungsträger Ihrer Praxis.